Wir schätzen Leinen, die glatte, kühle Faser seit Jahrtausenden. In diesem Blogbeitrag beschreibe ich viel Wissenswertes um die Faser.
Als Leinen bezeichnet man nicht nur die Faser sondern auch das Gewebe, das man aus der Flachspflanze gewinnt. Leinwand, Leintuch oder Linnen sind gängige Begriffe für das, was aus der Flachsfaser gewirkt wird.
Herkunft
Die ältesten Flachsfasern wurden in Georgien gefunden. Sie sind schätzungsweise mehr als 30.000 Jahre alt und weisen auf die Herstellung von Kleidung hin. In Ägypten trugen die Menschen bereits vor 6.000 Jahren Leinenkleidung und im Altertum wurde so manches Segel aus Flachsfasern gehisst. All dies macht die Flachsfaser zu einer der ältesten Naturpflanzen weltweit.
Nachdem sich im 12. / 13. Jahrhundert der Flachsanbau aus den Regionen der südlichen Halbkugel in die nördliche verlagerte, war Deutschland im Anbau von Flachs führend. Hier kamen viele Dynastien, beispielsweise Fugger und Welser und Städte zum Beispiel Augsburg und Köln durch die Verarbeitung des Leinengewebes zu sehr viel Reichtum.
In der Mitte des 19. Jahrhunderts verlor Leinengewebe aufgrund des Einzugs der Baumwolle seine Vormachtstellung im Bereich der Stoffe für Bekleidung. Heute werden insgesamt im Jahr zwei Millionen Tonnen Leinen in Frankreich, Belgien, China, Russland, Weißrussland, Ägypten und der Ukraine produziert. Aber auch in Deutschland, Polen, Irland, der Slowakei und der Tschechei wird Flachs angebaut.
Verarbeitung
Die Flachs- oder Leinenfaser wird aus den Stängeln der Flachspflanze gewonnen. Man zählt sie zu den Bastfasern.
Im Vergleich zu Baumwolle und Brennnessel bilden die Leinenfasern Bündel aus Fasern. Die einzelnen Fasern sind zwischen 2,3 bis 6 Zentimeter lang und aus Zellulose. Die Faserbündel sind zwischen 45 und 80 Zentimeter lang.
Lange Zeit wurde Leinen aufgrund technisch aufwendiger und umweltunfreundlicher Verfahren nicht weiter verarbeitet. Erst mit der Entwicklung besserer Verfahren im 20. Jahrhundert, wurde Leinen wieder kommerziell verarbeitet.
Die zur Herstellung von Leinengarn benötigten Fasern befinden sich in gebündelter Form im Stängel der Flachspflanzen. Geerntet werden diese feinen Bastfasern erst, wenn die Pflanzen verblüht sind und die Halme eine bräunliche Farbe angenommen haben. Dies ist im Juli bis August der Fall. Aufgrund der Tatsache, dass die Fasern bis in den Wurzelbereich reichen, zieht man die Pflanzen bei der Ernte samt Wurzel aus dem Boden und befreit sie vom Samen. Der Vorgang der Ernte wird auch als „Flachsraufen“ und das Befreien vom Samen als „Riffeln“ bezeichnet. Bevor die Pflanzen weiter verarbeitet werden können, müssen sie trocknen und nachreifen.
Erst dann erfolgt das „Rösten“. Bei diesem Vorgang wird durch Pilze und Bakterien eine Art Gärung hervorgerufen, wodurch sich die Fasern vom Holzkern lösen. Der Röstvorgang kann einerseits durch das Lagern und der Taufeuchte auf dem Feld (natürliches Rösten) oder durch das Verfahren „Warmwasserrotte“ geschehen. Bei diesem Verfahren werden die Flachspflanzen für die Dauer von 50 bis 100 Stunden in ein Becken mit 26 bis 40 Grad Celsius temperiertem Warmwasser gelegt (künstliches Rösten).
Nach dem Rösten und dem Trocknen bricht man die Stängel. Die Trennung der Fasern gelingt dadurch viel leichter. Anschließend kämmt man die Flachsfasern aus und gibt sie noch in eine Schwingturbine. Diese sondert auch die letzten Holzteilchen aus und teilt die Bastfasern längs. Jetzt sortiert man die Fasern nach dem Feinheitsgrad und sie stehen für das Spinnen von Garn zur Verfügung.
Die Faser von Leinen ist ähnlich lang wie die von Baumwolle, deshalb lassen sich diese beiden Rohstoffe gut miteinander kombinieren und als Gemisch verspinnen.
Eigenschaften von Leinen
Leine erfreut sich seit Jahren großer Beliebtheit. Es verfügt über sehr gute Eigenschaften und zeichnet sich durch eine hohe Qualität aus. Außerdem ist Flachs eine biologisch abbaubare Naturfaser, was sie zu einer umweltfreundlichen Textilfaser macht.
Aufgrund der positiven Eigenschaften der ökologischen Naturfasern lassen sie sich einerseits sehr gut verarbeiten und andererseits vermittelt die daraus gefertigte Kleidung ein sehr angenehmes Tragegefühl. Schon beim Berühren des Leinenstoffes ist zu spüren, dass das Material kühl, trocken und griffig ist. Doch welche Eigenschaften haben die Leinenfasern?
Da sich die glatten Flachsfasern gut teilen und verspinnen lassen sowie wenig Luft einschließen, ist das Leinengewebe frei von Flusen, Schmutz abweisend, antistatisch und bakterizid.
Leinenfasern sind in der Lage, Feuchtigkeit aufzunehmen und diese an die Umgebung wieder abzugeben. Daraus resultiert der kühlende Effekt des Materials. Leinengewebe sind also atmungsaktiv und schweißmildernd. Besonders in den Sommermonaten ist Kleidung und Bettwäsche aus Leinen optimal.
Obwohl Flachs Feuchtigkeit aufnimmt, ist es trocken und reißfest. Elastisch ist es jedoch nicht, was zu einer Knitteranfälligkeit führt. Es ist aber zu beachten, dass das Textil nur gebügelt werden darf, wenn es noch leicht feucht ist. Trockene Hitze schadet dem Gewebe.
Auch beim Waschen des Stoffes ist auf einige Kriterien zu achten. Da Leinengewebe weder Reibung noch Scheuern mag, ist es mit dem Schongang der Waschmaschine zu waschen. Für den Trockner ist es aufgrund der Reibeanfälligkeit nicht geeignet. Wenn man diese wichtigen Pflegekriterien beachtet, bleibt das Leinengewebe lange hochwertig.
Leinen hat aber auch eine Besonderheit: Leinen gilbt mit der Zeit nach – besonders, wenn es UV-Strahlung ausgesetzt ist. Das kann bei gefärbter Wolle einen sehr schönen Effekt haben. Wenn man das jedoch nicht möchte, gibt es verschiedene Möglichkeiten, den Gelbstich zu beseitigen.
Verwendung
Da sich Leinen durch eine griffige Haptik und viele positive Eigenschaften auszeichnet, fühlt es sich auf der Haut sehr angenehm und kühlend an. Außerdem ist durch die antistatische Wirkung des Leinengarnes garantiert, dass es keine Aufladung des Materials während des Tragens gibt.
Die Naturfaser findet zum einen als Leinenstoff für die Herstellung von Sommerkleidung, Bettwäsche und mehr seine Anwendung und zum anderen als Leinengarn für Strick- und Häkelprojekte. Dieses Material ist bei Strickerinnen sehr beliebt. Sie schätzen unter anderem auch die Reißfestigkeit von Leinengarn. Zu beachten ist jedoch, dass das Garn nicht dehnbar ist, also keinen Stretch-Effekt aufweist und gegenüber Reibung sehr anfällig ist.
Dank seiner Luftdurchlässigkeit ist das glatte, nicht kratzende Leinengarn für die Herstellung von sommerlichen, lockeren Strick- und Häkelwaren, wie Pullis, Kleider, Tops und Jacken, ideal.
Natürlich werden auch Häkelarbeiten aus Leinengarn erstellt. Welche Garnstärke verwendet werden soll, richtet sich nach dem Häkelstück, das hergestellt werden soll. Beispielsweise eignet sich 100-prozentiges Leinenmaterial zum Häkeln von Utensilos, Tischsets, Teppichen und Unterlagen. Gehäkelter Schmuck, wie Armbänder, sehen nicht nur außergewöhnlich aus, sie auch ein echter Hingucker. Ein besonderes Highlight sind die Häkelgardinen, die viele Häuser im Landhausstil schmücken.
In der folgenden Galerie stelle ich einige Garne und Modelle vor, die aus Leinen sind.