Stoffe aus Brennnesseln gab es bereits vor Jahrtausenden. Irgendwie jedoch geriet „das Leinen der armen Leute“ aus dem Fokus der Textilindustrie. Erst aufgrund einer Baumwollknappheit zwischen 1980 und 2000 wurde der Rohstoff Brennnessel wieder interessanter für die Textilunternehmen.
Herkunft und Geschichte
Brennnessel wächst fast überall auf der Welt in vielfältigen Arten teilweise einjährig, meistens jedoch als ausdauernde Halbsträucher. Je nach Art, Standort und Boden erreichen die mitteleuropäischen Arten Wuchshöhen von 10 bis 300 Zentimetern.
Durch die Brennhaare, die Irritationen und Quaddeln auf der Haut hinterlassen, sind Brennnesseln sehr unbeliebte Pflanzen. Dennoch sind Brennnesseln altbekannte Faserpflanzen, die in ländlichen Gebieten häufig zu Textilien verarbeitet wurden. Daher haben die Brennnesseln den Ruf, „Das Leinen der armen Leute“ zu sein. Erst ab etwa 1720 wurden die Pflanzen in Deutschland und auch in Dänemark kommerziell angebaut und verarbeitet. Der komplizierte Prozess dabei ist das Ablösen der eigentlichen Faser vom Rest der Pflanze. Und so gab es mehrere Bestrebungen ergiebigere Pflanzen zu züchten.
Im Vergleich mit anderen Pflanzen konnte die Brennnessel rein wirtschaftlich jedoch nicht überzeugen. Seit 1990 werden die Brennnesseln als Pflanzen wieder gezielt gezüchtet, um in der Textilindustrie als Alternative zu Baumwolle, Hanf, Bambus und Leinen verarbeitet zu werden.
Eigenschaften
Die Faser werden als Nesselfasern bezeichnet und generell zu den Bastfasern gezählt. Sie sind im Schnitt 69,7 Millimeter lang, können aber auch bis zu 215 Millimeter erreichen, und 40 bis 50 Mikrometer dick. Ihre Beliebtheit für Textilien erreichen sie durch, die feine cremeweiße Farbe und Weichheit. Nesselfaser ist sehr fein und deswegen hervorragend spinnbar. Gleichzeitig ist sie eine relativ starke Faser mit einem hohen Zelluloseanteil.
Verwendung
Nesselfaser wird selten rein verarbeitet und meistens in Anteilen von 10 bis 40% zu anderen Fasern zugemischt. Dafür wird sie entsprechend Textilkennzeichnungsgesetz als Viskose gekennzeichnet. In Kombination mit Merino zum Beispiel, zeichnet sich das Garn durch hohen Tragekomfort und Atmungsaktivität aus. Für Strickjacken, Mützen, Stulpen und auch Pullover ist Nesselfaser besonders geeignet.
Seit wenigen Jahren fokussieren sich auch renommierte Garnhersteller auf die Faser und bieten qualitativ hochwertige Garne zum Stricken und Häkeln.
Passende Garne und Anleitungen finden Sie hier:
Wild Wool by Erika Knight
Ein Gedanke zu “Brennnessel – Das Leinen der armen Leute”
Wie sieht das denn mit der Isolierfähigkeit aus? Ich trage sehr viel Bambussocken, weil ich immer kalte Füsse habe und da ewig auch mit dicken Socken, verschiedenen Materialien etc. rumprobiert habe, bis ich was gefunden hatte, was bequem ist, aber trotzdem warm hält. Brennnessel war da aber nie als Material dabei.