Alpakawolle, auch kurz Alpaka genannt, gehört weltweit zu den edelsten und hochwertigsten Wollarten. Sie wird aus dem Fell der Alpakas, einer Kamelart aus den südamerikanischen Anden, gewonnen. Schon die Inkas in Peru nutzen die Wolle der Tiere, um sich vor Kälte, Feuchtigkeit und Hitze zu schützen. Auch in der heutigen Zeit nutzen wir Alpakawolle aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften zur Herstellung von edlen Kleidungsstücken. Besonders zum Stricken ist die extrafeine, reißfeste und nicht kratzende Naturfaser sehr beliebt.
Herkunft und Geschichte der Alpakawolle
Die Naturfaser hat ihren Ursprung in den südamerikanischen Anden in Peru. Hier züchteten schon die alten Inka-Stämme während ihrer Hochzeit im 13. Jahrhundert diese kleine Kamelart. Die Tiere dienten ihnen damals überwiegend als Lasttiere und Fleischlieferanten. Aber auch ihrer Wolle wegen hielten sie sich große Alpakaherden. Die Wolle schützte die Menschen vor Kälte und hielt sie sehr warm. Daher fertigten sie aus dieser Wolle erste Kleidungsstücke. Ein Alpakamantel war bei den Inkas ein Statussymbol und stand für Wohlstand.
Erst nach der Eroberung Perus durch die Spanier anno 1532 änderte sich das. Die Spanier brachten Schafe mit und hatten kein Interesse an den einheimischen Wolllieferanten. Sie waren nur noch Nutztiere der armen eingeborenen Bevölkerung und starben fast aus. Geschätzt wurden die Tiere erst wieder mit der Unabhängigkeit der Staaten anno 1809 bis 1825. Es wurde wieder mit der Zucht begonnen und der gefragte Rohstoff „Alpakawolle“ in die ganze Welt exportiert. Heute gibt es in Peru über dreieinhalb Millionen dieser Tiere. Das sind 80 Prozent des Weltbestandes. Die restlichen 20 Prozent teilen sich Chile, Bolivien, England, Australien, Europa und die USA. Auch in Deutschland werden diese Nutztiere gezüchtet. Ihre Zahl beläuft sich derzeit auf circa 20.000.
Alpakawolle – die Herstellung
Alpakawolle wird aus den Unterhaaren der Schulter und des Rückens des Fells der gleichnamigen Tiere gewonnen. Die Unterhaare sind auch als Woll- und Flaumhaare bekannt. Die gröberen Oberhaare werden als Deck-, Stichel- oder Grannenhaare bezeichnet. Die Farbpalette des Haares umfasst über 22 Farbstellungen. Diese reichen von Weiß über Sand, Braun und Grau bis hin zu Schwarz. Außerdem sind viele Schattierungsmuster vorhanden. Die Schur der Tiere per Hand erfolgt meist vor Beginn des Sommers einmal pro Jahr oder einmal in zwei Jahren. Der Wollertrag liegt zwischen drei und fünf Kilogramm pro Tier.
Die geschorene Wolle wird zunächst nach Farben, Feinheit und Faserlänge sortiert. Anschließend werden die sehr feinen Wollfasern mithilfe innovativer Technik vorgereinigt. Bei diesem Vorgang wird das trockene Vlies von Staub und anderen Verunreinigungen befreit. Erst danach wird es in einer speziell für Naturfasern entwickelten Maschine gewaschen. Nachdem Trocknen des Vlieses werden die einzelnen Fasern in einem sogenannten Wolfer voneinander gelöst. Schon hierbei ist erkennbar, dass die Alpakawolle gegenüber anderen Wollarten eine Besonderheit darstellt.
Sind die feinen Naturfasern voneinander gelöst, werden sie mit einem Separator von Grannen, Stroh oder Heu befreit. Erst danach erfolgt das Kämmen in einem Kardierer. Dadurch wird erreicht, dass die Fasern parallel zueinander liegen. Um das Kardenband zu Garn weiter verarbeiten zu können, werden die weichen, glatten Wollfasern in einem Strecker gestreckt und vergleichmäßigt. Anschließend wird das Kardenband in der Spinnmaschine verdreht. Da Garn aber aus mehreren einzelnen Fäden besteht, wird es zwei- oder dreifach verzwirnt. Die dabei entstandene Spannung wird durch Wasserdampf wieder ausgeglichen. Es gibt aber auch noch Hersteller von Alpakawolle, die das Garn noch heute per Hand mit dem traditionellen Spinnrad spinnen.
Anschließend ist das edle Alpakagarn fertig und steht in seinem natürlichen Farbton oder modisch gefärbt zum Verkauf bereit. Dank seiner wunderbaren Eigenschaften ist es ideal für die Herstellung luxuriöser Strickwaren, feinen Kleidungsstücken sowie Accessoires.
Eigenschaften und Qualität
Kriterien, die die Qualität der Wolle bestimmen, sind neben der Feinheit der Fasern auch ihre Struktur. Bezüglich des Feinheitsgrades unterscheidet man zwischen Superfein-, Baby- und Royal-Alpakawolle. Die Superfein-Wolle weist eine Faserdicke von 25,5 Mikron auf. Wolle, die von Tieren stammt, die genetisch bedingt über besonders feines Haar (22,5 Mikron) verfügen, wird als Baby Alpakawolle bezeichnet. Sie ist besonders geschmeidig und zart. Die Royal-Alpakawolle mit 19 Mikron Faserdicke ist die Luxuswolle schlechthin. Sie ist besonders fein und die ideale Strickwolle für Strickwaren, die mit der empfindlichen Gesichts- und Halspartie in Kontakt kommen. Ein weiterer positiver Aspekt ist, dass Kleidungsstücke aus dieser Edelwolle auch nach mehrmaligem Tragen nicht zum Pilling (Knötchenbildung) neigen.
Alpakawolle zeichnet sich nicht nur durch eine hervorragende Qualität, sondern auch durch Eigenschaften aus, die für ihren luxuriösen Charakter stehen. Nicht nur, dass die Edelfaser aufgrund ihres hohlen, isolierenden Kerns extrem weich und leicht ist, sie verfügt auch über eine hervorragende Thermoregulierung. Sie schützt ebenso vor Kälte wie vor starker Hitze. Des Weiteren unterscheiden sich die feinen Haare gegenüber anderen Wollfasern in ihrem Proteinaufbau. Dadurch ist das Alpakahaar nicht nur extrem leicht und elastisch, sondern auch reißfest und widerstandsfähig.
Da die Wolle so gut wie kein Wollwachs (Lanolin) enthält und über eine antibakterielle Wirkung verfügt, ist sie für Allergiker perfekt. Eine Bakterienbildung und damit verbundene Infektionen sind kaum möglich. Dank der winzigen Schuppen, die die Haare umgeben, verfügen sie über einen sehr schönen Glanz und über eine enorm glatte Oberfläche. Diese reinigt sich praktisch von selbst, da Alpakawolle schmutz- und geruchsabweisend ist. Es genügt, das Kleidungsstück zur Reinigung an der feuchten Luft zu platzieren. Die Stabilität der Kleidungsstücke leidet dabei nicht, da die Naturfasern dank ihrer Struktur kaum Feuchtigkeit aufnehmen. Mode, die aus Alpakawolle hergestellt ist, könnte aber auch bei 30 Grad per Hand oder im Wollwaschgang mit der Waschmaschine gewaschen werden.
Schon anhand dieser Argumente ist erkennbar, dass die Alpakafasern und die aus ihnen hergestellten Strick- und Häkelprodukte für Strapazierfähigkeit und außerordentliche Langlebigkeit stehen.
Alpakawolle – die Verwendung
Die Edelwolle ist aufgrund ihrer wunderbaren Eigenschaften, ihrer weichen Haptik und glatten Oberfläche das ideale Strick- und Häkelmaterial. Sie lässt sich nicht nur von gestandenen Strickerinnen leicht verarbeiten, sondern auch von Anfängerinnen. Da Alpakawolle nicht kratzt und sehr angenehme Trageeigenschaften besitzt, ist sie für das Stricken und Häkeln von Kleidungsstücken prädestiniert. Beispielsweise luxuriöse Pullover, Mützen, Schals, Socken und Stulpen werden gern aus diesem Material gestrickt. Mit dieser Wolle kann nicht nur das schönste Norweger- und plastische Muster gestrickt, sondern auch Flächenaufteilungen vorgenommen werden.
Doch nicht nur für die Bekleidungsherstellung verwendet man die wunderbare Wolle, sondern auch für Strickaccessoires und Häkeldecken. Sogar für die Herstellung von „Kuscheldecken“, ästhetischen Teppichen und Steppbetten für Allergiker wird Alpakawolle genutzt. Alle Produkte aus dieser Wollart sehen sehr luxuriös und edel aus. Außerdem verfügen sie über eine lange Lebensdauer. Der Träger wird also sehr lange Freude an ihnen haben, vorausgesetzt, sie werden fachgerecht gepflegt.
Hier finden Sie einige Beispiele für Alpaka-Garn und Modelle: